Die Geschichte der Oberen Burg Rheinbreitbach

Die Obere Burg in Rheinbreitbach wurde wahrscheinlich Ende des 15. Jahrhunderts von der Stiftskirche Maria ad Gradus in Köln unter Leitung der Familie Lewendal als so genannter Zehnt- oder Stiftshof gebaut. Zehnthöfe dienten zu der Zeit dazu, Steuern in Form von Waren, Gütern und Erzeugnissen der Bewohner und Untergebenen zu lagern. Gegen 1655 wurde die Obere Burg an einen Privatmann namens Dr. Adolf Bequerer verkauft, einen Mitbetreiber der Rheinbreitbacher Bergwerke. In der Folge wechselte der Besitz mehrmals; auch die Nutzung der Burg änderte sich – Landwirtschaft und Weinbau wurden wichtiger.

  

Nach einem Weinhändler Berger kaufte schließlich der Dichter Rudolf Herzog 1907 die Obere Burg. Hierdurch erlangte die Burg einen Bekanntheitsgrad, den sie in den Jahrhunderten vorher wahrscheinlich nie gehabt hatte. Berühmte Persönlichkeiten wie die Pianistin Elly Ney und die zweite Frau von Kaiser Wilhelm II. verkehrten in Rheinbreitbach; die Burg selbst wurde in Herzogs Roman „Die Burgkinder“ verewigt. Das Gebäude selbst wurde von Herzog umfassend umgebaut: Zinnen, Tore und Anbauten im Stil des damals modernen Historismus wurden angefügt, die schon seit vielen Jahren notwendigen Reparaturen getätigt und ein großer Garten um die Burg angelegt.

  

Auch für die Bewohner von Rheinbreitbach war Herzog in Zeiten des 1. Weltkriegs, von Wirtschaftskrise und Inflation eine große Hilfe. Vor allem seine erste Frau Minnie organisierte einen Hilfsdienst für Rheinbreitbach und seine Bevölkerung. Nach ihrem Tod heiratete er 1923 Frau Lux, die bereits als Erzieherin der Kinder im Haus gelebt hatte. Ihr standen die Rheinbreitbacher Bürger deutlich reservierter gegenüber.

 

Nach Herzogs Tod 1943 ging die Obere Burg 1945 in den Besitz seiner Söhne Harald und Wolfgang über. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel verkam das Gemäuer mehr und mehr und wurde durch eine Auktion 1958 versteigert. Nach weiteren Besitzerwechseln erwarb schließlich der Antiquitäten- und Kunsthändler Wolfgang Bartel 1970 die Obere Burg. Er plante, aus dem Gebäude ein Antiquitätenzentrum zu machen. Allerdings war die Burg zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich heruntergekommen. Bartel ließ sie, so gut es ging, instand setzen - ihm allein ist es zu verdanken, dass die Obere Burg nicht dem Verfall preisgegeben wurde, wie es bei der Unteren Burg in Rheinbreitbach der Fall war.

 

Als Bartel 1990 entschied, sein Geschäft in Bonn-Beuel weiter auszubauen, verkaufte er die Burg an die Gemeinde Rheinbreitbach. Unter dem damaligen Bürgermeister Manfred Königstein wurde die Obere Burg als kulturelles Zentrum und als Bürgermeistersitz saniert und ausgebaut – eine damals durchaus nicht unumstrittene Entscheidung, da rund 2 Millionen DM von Land, Kreis, Gemeinde und Sponsoren aufgebracht werden mussten. Heute zieht die Obere Burg als regionales Kulturzentrum, das vom 1992 gegründeten Förderkreis Obere Burg geleitet wird, und als Verwaltungssitz viele Menschen im Ort und in der Umgebung an. Auch für private Feiern können die Räumlichkeiten heute angemietet werden – die Obere Burg verwandelte sich von der „Herzogsburg“ zur „Bürgerburg“.

 

(Eine ausführliche Darstellung der Geschichte der Oberen Burg – und auch der Unteren Burg – findet sich im Rheinbreitbacher Heimatheft Nr. 16 „Die Burgen von Rheinbreitbach“ von Thomas Napp, das auch die Grundlagen zu obigem Text lieferte.)